Auswahlkriterien für Orgelnoten

In einem gewöhnlichen Leben ist es schier unmöglich die gesamte zur Verfügung stehende Orgelliteratur zu spielen. Daher ist die richtige Wahl der Orgelwerke und damit der Noten besonders wichtig. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, die Ablenkungen an jeder Ecke zu bieten hat, bleibt für intensives Orgelüben meist nie genug Zeit. Was aber sind empfehlenswerte Orgelwerke und nach welchen Kriterien wähle ich die richtigen Noten aus der Masse an vorhandenen Ausgaben für mich aus?

Wichtigstes Notenauswahlkriterium ist bei einem gewählten Orgelwerk der Notensatz an sich. Die Noten sollten allgemein von ansprechender Form, nicht zu eng aneinander gedruckt und insgesamt von einer guten Druckqualität sein. Geschickt gesetzte Seitenumbrüche, die gutes Blättern ermöglichen, sind daneben auch von Vorteil. Die Ausrichtung (Hochformat / Querformat) spielt meist nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass der Gesamteindruck durch seine ansprechende und ästhetische Form zum Üben motiviert (wobei es auch Kollegen gibt, denen das herzlich egal ist und die von kaum leserlichen Kopien von bekritzelten Kopien ablesen).

Ein weiterer Punkt ist die Größe der Noten. So spielen Seitenmaße und Gewicht durchaus auch eine Rolle. Hier gibt es die verschiedensten Ausgaben. Größere Ausgaben haben meist die etwas bessere Lesbarkeit der Noten durch ihren etwas größeren Notensatz. Leider sind sie dadurch umso unhandlicher in Hinblick auf Gewicht und Platzbedarf in der Tasche und haben oftmals unnötig breite Seitenränder. Wer mehrere solcher Bände im Gepäck hat, der schleppt unnötiges Papier mit sich herum. Diese Energie spart man sich lieber fürs Orgelspiel auf. Wesentlich praktischer sind daher eher etwas kleinere Ausgaben, beispielsweise im gängigen DinA4-Format. Bei gutem Notenbild und halbwegs normalen Augen hat man hier keine Probleme und freut sich über die kompakte Form, welche in jede Tasche oder jeden Rucksack passt. So wird Gewicht gespart und der Schutz der Noten vereinfacht, indem beispielweise geeignete Schutzmappen verwendet werden. Diese Notenmappen sind meist nur auf gängige Größen ausgelegt, erhalten aber insbesondere die zuletzt genannten, nicht zu großen Notenausgaben hervorragend und schützen vor äußeren Abnutzungserscheinungen.

Notenausgaben und Bearbeitungen

Die Aktualität der Notenausgabe spielt bei der Wahl der Noten eher eine Nebenrolle. Selbstverständlich ist eine Ausgabe, die die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt, einer veralteten leicht vorzuziehen. Allerdings sind die Abweichungen der einzelnen Versionen häufig nur gering. Viele Kollegen spielen beispielweise heute noch gerne aus alten Dupré-Ausgaben der Orgelwerke Johann Sebastian Bachs mit verschiedensten Bindebögen und angedachtem Legato, ohne diese zu berücksichtigen. Vielmehr erfreut man sich am schönen Notenbild und guten Fingersätzen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Allgemein sind jedoch Orgelnoten vorzuziehen, die möglichst nah am Original-Notentext sind und mit möglichst wenig Herausgeberkommentaren oder -Interpretationen auskommen. Die Kommentare geben dabei meist verschiedene Versionen des Werkes an, welche beide als Original zu sehen sind, nur aus jeweils verschiedenen Überarbeitungen des Komponisten. Die jüngere Fassung ist dabei weder besser noch schlechter als die ältere.

Mit besonderer Vorsicht sind hier stark bearbeitete Herausgaben zu genießen. Selbst augenscheinlich gute Sammlungen enthalten gelegentlich Arrangements von Original-Orgelstücken durch Transponieren in vermeintlich „einfachere“ Tonarten, Vereinfachen oder gar Kürzen der Stücke. Hiervon sei dringend abzuraten. Allgemein sind Sammlungen an sich nichts schlechtes, sofern Wert auf originale, nicht nachbearbeitete Noten und ein gutes Notenbild gelegt wird. Dies ist oftmals aber leider nicht immer der Fall. Mitunter kann es in manchen Fällen natürlich auch mal vorkommen, dass besonders miserable Werke durch eine Bearbeitung verbessert oder sehr komplizierte Stücke nur so für Kinder und Einsteiger in vereinfachter Form spielbar werden. Hierbei kann durchaus von der Angemessenheit der Bearbeitung ausgegangen werden. Ein ganz anderes Thema sind hingegen Bearbeitungen von Opern- oder Orchesterstücken für Orgel, die ja eine Übertragung auf die Orgel darstellen. Sofern diese Stücke angemessen auf der Orgel dargestellt werden können, sind sie häufig auch sehr reizvoll.

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